Aus Liebe wurde Eis… bei Kemal Arkin

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Teil 2/3: Alles ließ mehr und mehr nach. Die gemeinsamen Interessen wurden immer weniger. In mir spürte ich, dass das Ende langsam kommen würde. Einmal kam Dominik zu mir und bat mich, ihm in Mathe zu helfen, und ich habe mich unheimlich darüber gefreut. Er wurde immer besser in der Schule, brachte nur noch Zweien nach Hause und ging sogar mit seiner Mama Wettbewerbe ein, wer von den beiden die besseren Noten schaffte. Sonja ist eine großartige Frau. Sie würde alles für ihren Sohn tun, obwohl Dominik schon eher ein Papa-Kind ist.

Kemal Arkin

Kemal Arkin

Nach anderthalb Jahren kamen dann auch von Extern immer mehr Leute, die sich in unsere Beziehung einmischten. Plötzlich wurden diese Menschen von außen immer wichtiger. Ich bekam langsam Angst, wie es weiter gehen sollte. Als wir uns kennen lernten, hatte ich daran gedacht, Sonja zu heiraten. Doch schon nach einem Jahr merkte ich, dass das nicht ging. Sonja und ich haben uns sehr geliebt, auch heute würde ich alles für sie tun und ich habe großen Respekt vor ihren schulischen Leistungen, wie sie alles geschafft hat. Das muss erst einmal jemand nachmachen.

Damals, nach anderthalb Jahren, haben wir uns zwei Wellensittiche gekauft, weil wir irgendwie hofften, das würde unserer Beziehung gut tun. Doch auch das konnte nicht mehr dabei helfen, dass wir uns wieder anwärmen.

Ja, was war es bloß, dass wir immer kälter wurden? Ich weiß es nicht, ich kann es nicht begründen. Sonja hatte natürlich viel zu tun: Schule, Beziehung, Kind…. Ich habe ihr viel abgenommen, aber die Belastung war wohl zu viel für eine Frau. Es kam aber wirklich nicht nur von mir mit der Schule, sie hat es wirklich selbst gewollt.

Wenn ihre Geschwister da waren, fühlte ich mich immer mehr ausgeschlossen, wie im Abseits. Auch Dominik wurde immer ablehnender. Ich bleib dann einige Tage weg – ich hatte ja noch meine Wohnung behalten – und hoffte, dass dadurch wieder Ruhe einkehrte, aber auch das brachte nichts. Die Streitereien wurden immer lauter, es war wohl wirklich nichts mehr zu retten. Ich hatte so gehofft, dass es nicht zu einer Trennung kam, bis sie ihre Umschulung beendet hatte. Ich hatte Sorge, dass sie sonst womöglich die Ausbildung aufgab.

Doch auch das haben wir nicht geschafft, so lange zusammen zu bleiben. Heute denke ich, dass vielleicht auch meine Familie mit Schuld daran ist, dass wir nicht zusammen bleiben konnten. Mein Vater war damals schon gestorben, und meine Mutter und meine Familie konnten Sonja nicht wirklich annehmen. „Du hast was Besseres verdient. Sie hat einen Sohn, sie hat eine andere Vergangenheit als Du.“

Sonja fand es zu recht nicht in Ordnung, dass meine Familie sie nicht vom Herzen her annahm. Ich fühlte, dass sie zu Unrecht unter dem Blick „Du hast was Besseres verdient“ betrachtet wurde. Während Sonja‘ s Mutter mich ja vom ersten Moment an voll und ganz akzeptiert hatte – und auch alle Geschwister!

Innerlich wünschte ich mir, dass meine Familie nicht so war. Doch wir sprachen nie darüber, es wurde nie ausgesprochen, nur angedeutet, man konnte es nur fühlen. Zu Hause habe ich natürlich dann immer zu Soja gesagt, dass ich diese Haltung nicht richtig finde und zu ihr halte.

Die letzten sechs Monate waren überhaupt nicht mehr schön. Ich hatte Sonja noch nie so gesehen. Sie war plötzlich laut, ich war laut. Dominik meldete sich vom Schwimmunterricht ab. Ich hatte ihm immer gesagt, wie wichtig in Deutschland Titel sind. Er solle sich anstrengen, viele Titel sammeln. Doch plötzlich hörte er nicht mehr auf mich. Sonja hielt zu ihm und nicht zu mir. „Nein, Du kannst ihn nicht zwingen, Schluss!“.

Das war auch für mich eine Niederlage. Mein Wort zählte zu Hause nichts mehr, und das, obwohl ich Personalmanagement studierte? Aber ich hörte dann auch auf zu drängen und bin allein zum Schwimmen gegangen.

Mich hat es sehr gestört, dass das, was andere Menschen sagten, immer größer und wichtiger wurde. Sie wurden immer größer und wichtiger – und ich wurde immer kleiner. Unterstellungen, Misstrauen, von außen wurden plötzlich immer mehr Gerüchte gestreut, die überhaupt nicht stimmten. Zum Beispiel wurde behauptet, dass ich beim Taxifahren mit anderen Frauen flirten würde. Solche Vorwürfe kamen immer häufiger, ich wurde lauter, sie wurde lauter.

 

Kapitel 3:
Teil 1:Von einer grossen Liebe… erzaehlt Kemal Arkin
Teil 2:Aus Liebe wurde Eis… bei Kemal Arkin
Teil 3:Hoer nicht zu, wenn sie reden – meint Kemal Arkin

2 Antworten to “Aus Liebe wurde Eis… bei Kemal Arkin”

  1. ursula jaeckle

    So ist das leider oft.die einfluesse von aussen bestimmen sehr viei und irgendwann vergessen wir auf unsere innere stimme Zuhörern und das uns der Partner sehr wichtig war.was dann kommt,das ende tut weh.danach muss man wieder nach vorne gucken und mit neuem Mut und vertrauen weiter machen.ich wuensche dir glueck

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    • KemalArkin

      Hallo Ursula,

      im Grunde, wie Du sagtest ist das alles ein Kreislauf. Man fällt oft immer wieder in die selbe Falle rein. Oft scheitert man in einer Beziehung schon bei den Grundlagen. Dabei denke ich, wir sind doch alle Erwachsene Leute, oder nicht? Vielleicht sollten wir vor einer Beziehung einen Beziehungskurs teilnehmen. Vielleicht klappt es dann bei der Beziehung besser?
      Ich danke Dir sehr für Dein Glück und wünsche Dir ebenfalls alles Gute.

      Gruß
      Kemal Arkin

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